Frühe Verantwortung lernen: Meine Erfahrungen mit der Combined Cadet Force
Wie das britische CCF-Programm junge Menschen für Führungsaufgaben, Teamarbeit und gesellschaftliches Engagement begeistert
Ein Beispiel dafür, wie junge Menschen im Ausland an das Thema ‚Sicherheit‘ herangeführt werden, liefert der Erfahrungsbericht der heutigen Medizinstudentin Louise Cremer. Während ihrer Schulzeit in England nahm sie an der Combined Cadet Force teil.
Die Combined Cadet Force (CCF) ist ein Paradebeispiel dafür, wie jungen Menschen bereits früh und in einem geschützten Umfeld ein realistischer Einblick in das Leben, die Aufgaben und die gesellschaftliche Verantwortung einer militärischen Laufbahn vermittelt werden kann. CCF steht für Combined Cadet Force und ist eine Kooperation zwischen dem britischen Verteidigungsministerium und rund 500 Privatschulen. Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern essenzielle Fähigkeiten wie Selbstbewusstsein, Teamfähigkeit und Führungsqualitäten zu vermitteln.
Im Rahmen meines Auslandsaufenthalts hatte auch ich die Gelegenheit, Teil dieses Programms zu sein.
Bereits im A Block (etwa 10. Schuljahr) mussten wir uns für eine der drei Sektionen – die Army, die Royal Air Force oder die Royal Navy – entscheiden. Ich entschied mich damals für die Royal Air Force. Das CCF-Training fand jeden Mittwochnachmittag nach dem regulären Unterricht auf dem Schulgelände statt. Auf dem Programm standen militärische Übungen wie Marschieren, Navigation, Erste Hilfe sowie der Umgang mit Waffen – stets in einem sicheren Umfeld. Wir lernten die unterschiedlichen Ränge und Rollen innerhalb der Streitkräfte kennen, setzten uns mit Aufgaben, Verhaltensregeln, Fahrzeugen und Ausrüstung auseinander. Als Teil der Royal Air Force erhielten wir zudem Einblicke in verschiedene Flugzeug- und Hubschraubertypen, deren Einsatzgebiete sowie in die Kommunikation und Regeln im Luftraum. Ein besonderes Highlight waren die Besuche einer nahegelegenen Air-Force-Basis, bei denen wir zusammen mit einem Piloten im Flugzeugtyp Tutor fliegen durften.
An sogenannten „Field Weekends“ wurde das Erlernte praktisch angewandt. Übernachtet wurde je nach Übung entweder in Kasernen oder unter freiem Himmel – ausgestattet nur mit dem, was in den eigenen Rucksack passte. Ein jährliches Ereignis war der „Barnes Squad“, ein schulinterner Wettbewerb, bei dem die Kadetten der verschiedenen Boarding-Häuser in unterschiedlichen Disziplinen gegeneinander antraten. Wochen vorher wurde bereits auf dem Parkplatz trainiert – angeleitet von Schülern aus den oberen Jahrgängen. Besonders beeindruckend war der ausgeprägte Teamgeist und die enge Zusammenarbeit, die sich daraus entwickelten.
In den höheren Schuljahren bestand die Möglichkeit, vom CCF-Training zu anderen Programmen wie dem Duke of Edinburgh’s Award (DofE) oder dem Community Service zu wechseln. Die Teilnahme an einem dieser Programme blieb jedoch bis zum Schulabschluss verpflichtend. Bemerkenswert ist, wie die praktischen Erfahrungen vor Ort bei vielen die Motivation für eine militärische Karriere wecken und den Einstieg ins System erleichtern. Ich erinnere mich noch gut an einige Mitschüler, die inzwischen eine Laufbahn beim britischen Militär eingeschlagen haben. Auch wenn man diesen Weg später nicht weiterverfolgt, sind die gesammelten Erfahrungen und erlernten Fähigkeiten so wertvoll, dass sie einem langfristig – beruflich wie privat – zugutekommen.
Louise Cremer studiert in Köln Medizin und engagiert sich seit Jahren im Rotaract Köln und im Rotaract Distrikt 1810