Zurück auf der Weltbühne: Wie US-Präsident Trump Russlands Präsident Putin wieder stark gemacht hat

Ein Kommentar von Politikwissenschaftler Dr. Sascha Arnautović

Amerikas Präsident Donald J. Trump möchte sich offenkundig vor den Augen der Weltöffentlichkeit weiterhin als „Friedensstifter“ inszenieren, was die Perspektiven für ein baldiges Kriegsende in der Ukraine betrifft. So betont er immer wieder gebetsmühlenartig, dass es unter ihm einen solch „unnötigen Krieg“ niemals gegeben hätte. Damit nimmt er ganz klar Bezug auf seinen Amtsvorgänger Joe Biden, an dem er kein gutes Haar lässt. Bei dieser waghalsigen Unternehmung riskiert Trump jedoch, dass die ukrainische Seite weiter geschwächt wird, die unabhängig davon gerade militärisch an der Heimatfront in jeder Hinsicht gefordert ist, und dass das ohnehin schon belastete Verhältnis zu den EU- und den europäischen Staaten auch künftig von Anspannung geprägt sein dürfte. Einzig das scheinbar ausgezeichnete Verhältnis zwischen dem US-Präsidenten und Wladimir Putin bleibt bis auf Weiteres bestehen. Aber wird dieser politische Balanceakt Donald Trumps tatsächlich die große Wende im Ukraine-Krieg bringen? Die Antwort darauf dürfte lauten: wohl kaum – es sei denn, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dürfte mit am Verhandlungstisch sitzen. Schließlich geht es in erster Linie um sein Land, das von den Streitkräften der Russischen Föderation am 24. Februar 2022 heimtückisch und völkerrechtswidrig überfallen worden ist.

Im Vorfeld des Treffens am 15. August 2025 zwischen Donald Trump und Wladimir Putin in Anchorage in Alaska gab es auf ukrainischer und europäischer Seite zu Recht große Sorgen über einen möglichen Alleingang des amtierenden US-Präsidenten. Dieser versucht nun schon seit geraumer Zeit, krampfhaft einen „guten Deal“ mit Putin hinsichtlich der Ukraine auszuhandeln. Doch angesichts der aus Putins Sicht erfreulichen Lage an der Front fragt man sich indes, was es für den russischen Präsidenten überhaupt mit Trump zu verhandeln gibt, laufen doch die Entwicklungen bezüglich der militärischen Lage in der Ukraine in letzter Zeit durchaus zugunsten des Kremls. So verfestigt sich der Eindruck, dass der 47. Präsident der USA diese Fakten einfach nicht sehen will. Ihm geht es stattdessen um die große Show auf der weltpolitischen Bühne – und das ohne Rücksicht auf Verluste. Sein eigenes Ego scheint ihm wichtiger zu sein als die Zukunft der Ukraine und damit letztlich auch Europas. Zudem ignoriert Trump dabei geflissentlich, dass er mit seinem politischen Handeln die russische Seite stark macht, sodass mit Fug und Recht behauptet werden kann, dass er dafür sorgt, dass Putin wieder zurück auf der weltpolitischen Bühne ist. Eine Aufwertung Russlands, die nicht unproblematisch ist und überdies den Bemühungen der europäischen Seite zuwiderläuft, Wladimir Putin in seine Schranken zu weisen. Und dann wird zu allem Überfluss auch noch von Donald Trump der rote Teppich für den russischen Präsidenten ausgerollt – eine schallende Ohrfeige für die Ukraine und „EU-Europa“.

Fakt ist: Die Situation wird durch US-Präsident Trumps erneuten Versuch direkter Verhandlungen mit Russlands Präsident Putin eher noch kniffliger. In Alaska gab es weder den großen Durchbruch noch auch nur annähernd eine Perspektive auf eine Konfliktlösung, sondern eher „viel Lärm um nichts“ – ganz im Sinne von William Shakespeares bekannter Komödie. Kurzum: Donald Trump möchte offensichtlich unter allen Umständen den großen außenpolitischen Erfolg für sich selbst verbuchen und vielleicht sogar den Friedensnobelpreis wie einst US-Präsident Barack H. Obama erhalten, um in die Geschichtsbücher einzugehen, riskiert dafür aber die Einheit des Westens zum Nachteil der Ukraine, die nicht einmal am Verhandlungstisch in Gestalt ihres Präsidenten Platz nehmen darf. Unter diesen Voraussetzungen, so viel steht fest, kann jedenfalls ein wirklich fairer Deal nicht zustande kommen.

Dr. Sascha Arnautović ist Politikwissenschaftler, selbstständiger Unternehmer, freier Referent und externer Lehrbeauftragter an der Universität der Bundeswehr München. Sein fachlicher Schwerpunkt liegt in der sozialwissenschaftlichen USA-Forschung. Seit März 2006 leitet er in seiner Funktion als Vorsitzender und Geschäftsführer das Kölner Forum für Internationale Beziehungen und Sicherheitspolitik (kurz: KFIBS) – ein eingetragener und gemeinnütziger Verein mit Sitz in Brühl (Rheinland), der Nachwuchskräfte der Geistes- und Sozialwissenschaften unterstützt und fördert. Außerdem leitet er – ebenfalls ehrenamtlich – seit August 2020 die Sektion Köln/Rhein-Erft-Kreis/Euskirchen der Gesellschaft für Sicherheitspolitik e. V. (GSP), die dem Landesbereich III/NRW zugeordnet ist.

,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert